Engel spielen eine große Rolle im Werk von Sylvia Wolff. Engel sind Wesen, die zwischen Himmel und Erde ihre Flügel schwingen, um den Menschen zu helfen. Vielleicht bemerken wir manchmal einen kleinen Hauch wie von einer Böe, wenn sich gerade ein solcher Himmelsbote in unserer Nähe befindet.
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Wolffs Bildengel sind stets in Bewegung, sie beschreiben Bögen, schwingen, flirren auf den satten Bilduntergründen und verleihen ihnen eine Leichtigkeit, die an Marc Chagalls Zwischenwesen erinnern. Manchmal begeben sie sich auch in Gefahr, aber „der Engel im Dornbusch“ behält im brennenden Geschehen klar seine Kontur, wie es scheint, angstfrei und beseelt von seiner Aufgabe. Sein Geheimnis mag die Biegsamkeit der Gestalt sein, die der Gefahr ausweicht, ohne sich vor ihr zu ducken.
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Die Gemälde der Künstlerin scheuen sich nicht vor großen, ja fast tabuisierten Themen: Engel treten auf, Seelen wohnen in Häusern und Lichter kommen von oben: Selbstverständlich, natürlich und bescheiden zugleich bewegt sich der Themenbereich in der Transzendenz, in der Auseinandersetzung von Glaubensinhalten mit sehr menschlichen Wesen.
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Klar und satt liefern die Hinertrgünde in zumeist blau oder rot Sicherheit, zart und doch fest erheben sich die Konturen der sich zwischen Himmel und Erde frei bewegenden Gestalten. Bogen, Kreis und Linie spielen formal eine Hauptrolle in diesem Werk, das dominant aus Pastell geschaffen ist. Dünne schwarze Konturen stärken die oft weißen Figuren in ihrer selbstbewussten Behauptung
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Aus den Bildern dringt die Kraft einer Ruhe und Gewissheit, die in unserer Zeit angesichts des Glaubens, um den es (auch) geht, sehr ungewöhnlich ist. Umso mehr, als Sylvia Wolff ihre Kindheit und Jugend in der DDR verbrachte, erstaunt das bildnerische Werk der Künstlerin in seiner so vollkommen unaufgeregten Bestimmtheit und vermag es wohl gerade deshalb, den Betrachter in seinen Bann zu ziehen..
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Die schrille Gottesferne unserer Epoche erhält hier einen in sich ruhenden Gegenpol, der die Kraft der Ruhe dem Betrachter übergibt wie ein Geschenk.
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Wie ihre Engel besitzt Sylvia Wolff ein sanfte Präsenz, die sich behauptet, ohne auftrumpfen zu müssen, die Zwischentöne und Atmosphären erspürt und in ihrer Kunst materialisiert.
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Sie wechselt, wie ihre Geschöpfe, die Welten, das heißt die Ausdrucks- und Lebenswelten. Ursprünglich Schauspielerin – so als engelsgleiche Rapunzel in einem DEFA-Film aus dem Jahr 1988 – bewegt sie inzwischen nicht nur erfolgreich den Pinsel, sondern auch das Wort.
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Ihr Arbeitsplatz – ein zum Atelier umgestalteter Zirkuswagen – dient als Atelier und Schreibstube. Sylvia Wolff wechselt vom Wort zum Bild und vom Bild zum Wort – oft verbindet sie die beiden Dimensionen auch direkt miteinander.
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Das Paradox des Glaubenszweifels und der gleichzeitigen Gewissheit bringt sie in der Bild-Text-Einheit „Himmelsbote“ mit den Zeilen
„weit mag der weg sein / fern ist er nicht“
auf den widersprüchlichen Punkt; wir betrachten dabei auf dem Bild einen Weg, der von einem spannungsgeladenen Oben zu einem ruhigen Unten führt und durch weiße Wesen miteinander verbunden ist.
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Hier erleben wir auch die Dynamik eines zeitweise durchaus aufgewühlten Himmels. Doch trotz aller Stürme und oft stark eingesetzten Rottönen schwingt in jedem Bild eine ruhige Stärke, die keinen Stillstand, sondern Schwingung, Bewegung, Entwicklung bedeutet und: verheißt.
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Dr. Hanne Landbeck